Jetzt ist er auch schon wieder eine gefühlte Ewigkeit vorbei, der Frauentag 2021.
In meiner Tradition melde ich mich verlässlich einige Tage danach, um daran zu erinnern: jeder Tag ist gut, um sich für die Sache der Frauen einzusetzen, Bewusstsein zu schaffen, Gleichstellung zu fordern, gleiche Bezahlung zu fordern, mit tradierten Rollenvorstellungen aufzuräumen, etc. Eine Liste über alle möglichen Aspekte an die wir da denken dürfen – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – findet sich hier weiter unten in meinem Text.
frau darf sich auch jeden Tag darüber freuen, eine Frau zu sein. Und jeder Tag ist gut, um an dieser Sache dran zu bleiben!
Und die „Sache“ bedeutet für mich in dem Kontext nicht NUR Feminismus, Emanzipation, Gleichstellung oder die Sache der Frauen ganz allgemein, sondern gleichwertiges Miteinander auf Augenhöhe.
In dem Sinne wünsche ich mir, dass wir den Frauentag gar nicht mehr brauchen würden. Dass wir als Frauen nicht mehr zum Objekt für männliches Eigenmarketing und Symbolpolitik gemacht werden. Und dass wir es nicht mehr demütig lächelnd hinnehmen. Aber das ist für diese Gesellschaft dann doch noch ein ganz schönes Stück des Weges zu gehen.
Kleiner Exkurs in die Psychologie: im Sinne des Gegenseitigkeitsprinzips entsteht zwischen dem Schenkenden und dem Beschenkten ein Ungleichgewicht. Es ist ein menschliches Prinzip, nach Ausgleich in der sozialen Interaktion zu streben. Man ist dem Schenker also gefühlt etwas schuldig. Betrachten wir das symbolische Blumensträußchen vom Chef mal aus diesem Blickwinkel….
„Schaffen wir ihn doch endlich ab, diesen gönnerhaften 8. März! Und machen wir aus dem einen Frauentag im Jahr 365 Tage für Menschen – und für die Tiere und Natur gleich dazu“ (Alice Schwarzer in der Emma, zitiert im Falter 10/21)
Jetzt aber mal nicht so streng:
ich bin erstens der Meinung dass man immer auch ein Bewusstsein dafür braucht, dass Manipulation passieren könnte. Das Bewusstsein hilft ja oft schon, sich nicht jeden Stiefel anzuziehen, den man so hingestellt bekommt.
Zweitens jedoch ermutige ich alle (Frauen und Männer) sich so oft wie möglich mit Freude und Leichtigkeit über Geschenke zu freuen, einfach annehmen und sich freuen! Stellen wir doch einfach die gute Absicht in den Vordergrund, auch wenn das Geschenk nicht das ist, was man sich wirklich, wirklich gewünscht hat.
Und drittens rufe ich alle auf, sich viel öfter im Jahr als zu den üblichen verdächtigen Gedenktagen (Valentins-, Frauen-, Muttertag …) darauf zu besinnen, seinen Lieben einfach mal so ein kleines Geschenk zu machen: von Herzen!
Meine Conclusio: Ich sehe die Vor- und Nachteile von Gedenktagen wie dem Internationalen Frauentag. Und solange wir als Gesellschaft, als Menschheit noch so viel zu tun haben, um ein gerechtes, gleichwertiges Miteinander in einer für alle Menschen lebenswerten Welt zu erreichen, brauchen wir weiterhin solche Gedenktage. Es gibt noch viel zu tun!
Gender Pay Gap beseitigen:
Die Gründe für die dramatischen Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männer sind vielfältigst und längst nicht alle nachzuvollziehen: Equal Pay Day 2021 in Österreich: 21. Februar: das heißt im Vergleich zur Einkommenssituation von Männern arbeiten Frauen 7 Wochen im Jahr gratis. (Gender Pay Gap Österreich 14,3 % in 2021)
Die Gründe dafür sind unter anderem die hohe Teilzeit-Arbeitsquote von Frauen, auch bedingt durch die überwiegende Übernahme (rund 70%) von unbezahlter Care-Arbeit (Kindererziehung, Pflege kranker Angehöriger, kochen, waschen, putzen,…), Frauen in schlecht bezahlten Berufen, u.v.m.
Frauen fordern zu wenig: allein die Einsteiger-Gehaltserwartung von gut ausgebildeten Frauen liegt EUR 11.500,– p.a. unter der von vergleichbar ausgebildeten männlichen Berufseinsteigern. (McKinsey Studie, Oktober 2020, https://www.derstandard.at/story/2000120920474/junge-frauen-erwarten-11-500-euro-weniger-gehalt-als-kollegen?ref=nl
Frauen in aufrechten Partnerbeziehungen nehmen die Einkommensunterschiede zu oft einfach hin. Während die Frau einen Bruchteil des Mannes verdient, beteiligt sie sich zur Hälfte an den Lebenskosten. Die Männer können sparen und legen sich etwas auf die Seite, Pensions-Splitting ist nicht sehr gebräuchlich und in der Bevölkerung viel zu wenig bekannt. Frauen kümmern sich nicht gut genug um ihre finanzielle Situation und nehmen deswegen zu wenig Beratung in Anspruch.
Eine Regelung der innerfamiliären Finanzen zu fordern, selbst nur die Übersicht über die genaue Einkommenssituation des Mannes sich zu verschaffen, in unverheirateten Beziehungen eine schriftliche Unterhaltsvereinbarung für die Kinder zu fordern – all das machen Frauen viel zu selten. Ich nehme an, da solche Regelungen, Vereinbarungen, vielleicht sogar Verträge, als möglicher Vertrauensbruch erlebt werden könnten und damit vermeintlich die Beziehung belasten würden, vermeidet frau dieses eher. Es entstehen Abhängigkeiten und im schlimmen Fall der Trennung katastrophale wirtschaftliche Situationen für Frauen, bis hin zu Altersarmut.
Frauen werden in Österreich traditionell beim Erben benachteiligt: „den Hof kriegt da Bua….“
Lebenslanges Body Shaming: das Diktat von Mode- und Kosmetikindustrie, Medien und Social Media endlich beenden! An alle Frauen und Mädchen: kommt gut an in eurem eigenen Körper, nehmt ihn an und wertschätzt dieses einmalige Wunderwerk, freut euch, seid selbstbewusst und stark. Du bist schön so wie du bist!
Ständiges Bedürfnis zur Selbstoptimierung: nicht gut und kompetent genug, nicht perfekt genug, zu wenig durchsetzungsfähig, zu wenig strategisch, zu wenig schlank und attraktiv, zu wenig lustvoll, zu wenig effizient bei Vereinbarkeit von Arbeit und Familie, usw…..
(weiterlesen in meinem Blog)
Klassiker und immer noch aktuell: die Quote, da wo es notwendig ist; das Gendern der Sprache – egal ob mit Binnen-I, _, * oder nochmals anders – Sprache schafft Realität!
Frauen und Männer: Es gibt noch viel zu tun!
#Frauentag #BerufundFamilie #Frauenquote #genderpaygap