Betrachtungen zum Glück anlässlich des internationalen Tag des Glücks am 20.März 2022. Nachlese zum Espresso-Talk in Clubhouse am 16.3.2022. Das Datum 20.3. gibt uns jährlich einen Anlass, sich dem Glück zu widmen. Aber dürfen wir das überhaupt? Gerade jetzt, in Zeiten wie diesen. Unsere Antwort ist eindeutig: „Ja!“ Gerade jetzt, wo die kollektive Tendenz so stark ist, gänzlich eingesogen zu werden, in diese schrecklichen Dinge, sich und sein Denken ganz beherrschen zu lassen. Gerade jetzt ist es wieder umso wichtiger, zu lernen, das Leben zu gestalten. Wir dürfen unsere Haltung von Menschlichkeit und Liebe stärken, und wir dürfen glücklich sein, auch wenn es im Außen gerade schwierig ist.
Exkurs: Warum gerade jetzt?
In vielen Lebenssituationen hängt es maßgeblich von unserem inneren Zustand ab, wie wir mit einer Situation umgehen können. Diese Haltung – dieses „Inner-State-Management“ – macht es möglich, den Fokus zu halten und beste Leistung zu erbringen, in schwierigen Zeiten sich selbst zu beruhigen und denk- und handlungsfähig zu bleiben, sich entsprechend seiner Bedürfnisse zu verhalten und sich so gut vor stressigen Faktoren zu schützen; und vieles mehr an selbstkompetenten Möglichkeiten, mit denen man sich ein gelingendes Leben ermöglicht.
Also gerade jetzt wollen wir einen positiven Gegenpol bilden. Wir stehen an einer Weggabelung und dürfen uns bewusst werden, dass wir die Zukunft mitgestalten. Wir wollen, dass die Zukunft hell ist, dass jede und jeder sein bestes gibt um in guter Verfassung zu sein. Wir dürfen uns immer wieder daran erinnern, dass jede und jeder von uns, dass wir alle Einfluss haben auf das kollektive Empfinden. Wir dürfen glücklich sein (lernen), damit das Glück folgen kann, damit das kollektive Glück wachsen kann. Jeder Mensch hat im Leben eine Rolle, eine Position, eine Aufgabe. Die Welt braucht nicht unser Mitleid, das führt nur zur Ohnmacht. Sondern wir können selbst Frieden schaffen, indem wir kleine Punkte und Gedanken des Friedens setzen.
Das Verständnis vom Glück.
In unterschiedlichen Sprachen gibt es verschieden Begriffe vom Glück. Das prägt das Glücksverständnis in einer Gesellschaft oder in der Kultur. Im Deutschen ist unser Glücksbegriff limitierter, wir haben nicht so viele Begriffe wie im Englischen: luck, happiness, fortune, chance, joy oder bliss. Mit der Sprache endet unsere Welt. Sprachlich und kulturell können wir zwischen dem aktiven und passiven Glücksverständnis unterscheiden: passives „Glück haben“ und aktives „glücklich sein“. Wir sprechen hier primär von dem aktiven, eigenverantwortlichen Teil, seine Gefühle selbst gestalten zu können, als „Glücks-Aktivistin“ das eigene Glück herbei zu führen.
Das Leben findet im Moment statt.
In der positiven Psychologie von Martin Seligmann, die den Ausgangspunkt für die heutige Glücksforschung darstellt, findet man die folgende Formel für’s Glück: Glück = Vererbung + Lebensumstände + Wille.
Seligmann bezeichnet die Vererbung als „Glücksbremse“; der Blick richtet sich dabei auf die Vergangenheit. Glück findet jedoch in der Gegenwart statt. Es gilt, Eigenverantwortung zu stärken, sich zu versöhnen, verzeihen, vergeben und mit sich selbst die eigenen Möglichkeiten neu zu verhandeln.
Wer es schafft, dass die eigene Vergangenheit die Zukunft nicht mehr bestimmt, wer die Hoffnung vergrößern kann und den eigenen Optimismus vermehrt, vermehrt seine Möglichkeiten glücklich zu sein. Wie man heute weiß, bestimmen die Lebensumstände nur zu ca. 10% das Glück; zu 90 % ist es die Frage, wie man damit umgeht. In der Seligmann’schen Formel wäre das der Aspekt des Willens. Die Lebensumstände, wie Geld, Prestige, Erfolg, Schönheit, usw. nennt Seligmann „hedonistische Tretmühle“ und bringt es damit auf den Punkt: Diese Dinge sind nie genug, sie können immer nur Unzufriedenheit reduzieren, jedoch nicht wirklich das Glück manifestieren.
Wie kann man nun diesen Willen zum Glück steigern?
In dem sehr inspirierenden Talk von Bruder David Steindl Rast und dem Glücksminister von Bhutan (hier nachlesen) bringen die beiden alten Herren ihre Lebensweisheiten zum Glück auf den Punkt:
- Weniger haben wollen, mehr sein.
- Vertrauen und Dankbarkeit sind die Wurzeln zum Glück
- Achtsamkeit ist der Schlüssel zu mehr Bewusstsein
- Mehr Bewusstsein über die eigenen Gedanken und Bedürfnisse entwickeln
- Selbst- und Sozialkompetenz entwickeln, dem Leben und dem Miteinander eine neue Richtung geben.
- Die Wahrnehmung von Glück steigern
- Mit einer zum Glück bereiten Seele.
Diesen zuletzt genannten Aspekt betitelt Bruder David Stendl Rast „mit einer zum Glück bereiten Seele“. Er macht damit klar, es ist nicht eine einmalige Anstrengung, die dich glücklich macht. Es sind neue Gewohnheiten, die das Gehirn neu verdrahten. Dazu braucht es Entschlossenheit, Anstrengung und Zeit.
Was kannst du konkret tun, um das Glück in Deinem Leben zu vermehren?
Glückstagebuch führen: täglich 3-5 Punkte aufschreiben, für die du heute dankbar bist. Entweder in der Früh schon den Fokus richten, oder abends eine glückliche Bilanz für den Tag finden. Es gibt immer etwas, wofür man dankbar sein kann!
Achtsamkeits-Praxis im Alltag: Das wertfreie Erkennen im Alltag, wie es mir jetzt gerade geht, bringt rasche Erfolge. Du erkennst, was jetzt gerade ist, wie sich dein Körper anspürt, wie sich eine Sinneswahrnehmung anspürt: wie riecht der Kaffee? Wie spüre ich den Boden unter den Füssen? Wer es schafft, nur 5 Minuten die Augen zu schließen, mit sich selber in die Stille zu gehen, schafft sich selbst eine wunderbare Basis für mehr Glück im Leben.
Aktivität: Nur meditieren reicht allerdings nicht. Dalai Lama beschreibt Achtsamkeit als einen aktiven Prozess, wo man nicht nur passiv sitzt und meditiert, sondern alle Reize voll akzeptiert. Annehmen was ist – und das ist nicht nur positiv – ist ein notwendiger Schritt.
- Wahrnehmen was ist
- Bewusstsein drüber haben
- Aktives Knowhow = Wissen was zu tun ist!
Wer in diesem Sinne seinen Lebensauftrag kennt, wer weiß wo seine eigene Reise hin geht, hat Motivation und Fokus. Wenn man diesen Fokus hat, dann ist man nicht für den ganzen Weltschmerz verantwortlich, sondern kann sich um seinen eigenen Lebensauftrag kümmern. Dann kann man die eigene Verbindung erleben und ein Stück weit den Frieden in der eigenen Welt gestalten und damit zum Frieden in der Welt beitragen!